Washington D.C. ist kein Bundesstaat und gehört auch zu keinem. Der District of Columbia ist direkt dem Kongress unterstellt – der in diesem Gebäude tagt:
Zuerst führt mich mein Weg zu einem besonderen Haus…
132 Zimmer – und ein Swimming Pool, ein Kino, ein Tennisplatz, eine Bowlingbahn und seit Obama auch ein Basketballplatz. Unterhaltsamer sind die Szenen aber vor dem Weißen Haus…
Manche demonstrieren gegen Abtreibungsverbote. Nur wenige Meter demonstrieren andere dafür.
Manche bewegen sich auf ihre eigene Art…
Einige Demonstranten sind permanent präsent und schlafen auch davor…
Jedenfalls scheinen die vielen Menschenmassen vor dem Weißen Haus die Architektur dieses wunderschönen Baums nicht wahrzunehmen.
Viele Kilometer entstehen, wenn man ganz Washington zu Fuß abläuft wie ich. Allein die Prachtallee der National Mall ist 5km lang und 500m breit. Sie beherbergt zahlreiche Denkmäler und Monumente…
Am anderen Ende der National Mall befindet sich das Lincoln Memorial.
Lincoln war vielleicht der bedeutsamste Präsident der USA. Als erster setzte er 1860 die Abschaffung der Sklaverei in den USA durch und konnte nach seiner Wiederwahl 1864 auch den Sezessionskrieg gewinnen und damit die Nord- und Südstaaten wieder vereinen.
Da verwundert es nicht, dass das ihm am nächstgelegenste Denkmal in der National Mall Dr. Martin Luther King gewidmet ist.
So wie Lincoln (1865) und John F. Kennedy (1963) wurde auch Martin Luther King (1968) erschossen. Seine weltberühmte Rede „I have a dream“ von 1963 hielt der Bürgerrechtler vor dem Lincoln Memorial vor 250.000 Anhängern, wo er zu gewaltfreiem und zivilem Ungehorsam im Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit der Afroamerikaner aufrief.
Folgendes Zitat von Martin Luther King musste ich abfotografieren. Das bestätigt das Leben. Erst in Krisenphasen lernen wir den wahren Glauben und Charakter einer Person kennen. Dann erkennen wir auch in uns selbst, wie stark wir an unseren eigenen Überzeugungen festhalten.
Wer sonst sollte in der Mitte der National Mall verewigt sein, wenn nicht der erste Präsident der USA: George Washington. Der Obelisk aus weißem Marmorstein bildet die Mitte zwischen dem US-Kapitol und dem Lincoln-Monument.
Aufgrund des Sezessionskrieges und fehlenden Geldes war der Bau 25 Jahre lang unterbrochen. Das zeigen auch unterschiedliche Qualitätsschichten im unteren Drittel des Obelisks.
Zu Ehren der Veteranen im Koreakrieg findet sich eine Skulpturengruppe in der National Mall.
Die Soldaten jeder Gattung der US-amerikanischen Streitkräfte stehen zwischen Granitstreifen und Wacholderbüschen, die das raue Gelände Koreas darstellen…
Auf einer 50m langen Wand aus schwarzem Granit finden sich sandgestrahlte fotografische Darstellungen der Soldaten…
Diese verhängnisvollen Kriegsentscheidungen müssen natürlich auch vor Ort legitimiert werden:
Erst sehe ich zwei Harley Davidsons. Dann vier, dann zehn, dann fünfzig!
Am Ende waren es bis zu 500.000 Motorbikes!!!
Heute ist #rollingthunder bzw. der „Ride for Freedom“ und ich bin mittendrin. Die Biker gedenken dabei den gefallenen und vermissten Landsleuten der vergangenen Kriege.
Wer wissen möchte, warum das Event „rolling thunder“ heißt, fühlt es spätestens vor Ort. Der Boden unter meinen Füßen bebt. Mein Körper wackelt. Dröhnen in meinen Ohren. US-amerikanischer Patriotismus auf höchster Stufe.
Hier ein Videoausschnitt vor dem Memorial Day 2019.
Imposant. Beeindruckend. Das ist das Wesen von pompösen Events und prachtvollen Monumenten. Um jedoch den Dimensionen eines Krieges etwas näher zu kommen, begebe ich mich auf den Arlington Nationalfriedhof. Das ist alles andere als beeindruckend. Das ist grausam.
Heute am Memorial Day wird vor jeden Grabstein eine Rose und eine Fahne gelegt. Ich sehe Offiziere und Soldaten. Veteranen, die Beine und Arme verloren haben. Und Brüder, Schwestern und Eltern, die hier weinen. Es ist schwer, Tränen zurück zu halten.
Halb Washington ist bereits gefüllt mit Monumenten und Nationalstolz.
Am Arlington-Nationalfriedhof ist auch John F. Kennedy begraben. Auch erschossen…
Eine Straße weiter hält gerade US-Vize-Präsident Mike Pence eine Rede… Dafür hätte ich aber 2h in der Sonne bei 33°C warten müssen.
In Anbetracht dieses mächtigen Baums gefällt mir der Gedanke, dass diese vielen jungen Soldaten nicht umsonst gestorben sind.
Ich besuche noch das Pentagon. Weil ich aber sofort nach dem ersten Schnappschuss von der Polizei angeschrien und anschließend rund um das ganze Fünfeck verfolgt werde…
…interessiert mich jetzt die unbekannte Seite von Washington.
Streng genommen bin ich hier in Rosslyn nicht mehr in D.C., sondern in Virginia.
Ungewöhnliche Wege…
Im Waterfront Park sieht man viele Jogger oder Kajak-Fahrer am Potomac River, der nach einem Stamm nordamerikanischer Ureinwohner benannt ist.
Ein berühmtes Gebäude lässt sich dann doch nicht übersehen: Watergate.
Bekannt wurde das Watergate-Gebäude nicht durch seine Büros, Hotels, Apartments oder Shops. Sondern weil 1972 fünf Männer brisante Dokumente zum Missbrauch von Regierungsvollmachten aus der ehemals hier befindlichen Zentrale der Demokraten gestohlen hatten und damit eine schwere Vertrauens- und Verfassungskrise eingeläutet wurde, die u.a. den Rücktritt von Präsident Nixon zur Folge hatte.
Und dann gibt es noch Georgetown. Eigentlich ist der Stadtteil 40 Jahre älter als Washington selbst.
Unscheinbar. Aber dieser Leinpfad neben dem Chesapeake and Ohio Canal ist 300km lang.
Dieses alte Steinhaus ist das älteste Gebäude Washingtons und war Schauplatz im Film „Der Exorzist“.
Tatsächlich erhält man in Georgetown ein völlig kontrastreiches Bild von Washington.
„How are you?“ Eine Floskel, die ich während meiner US-Zeit gerne ernst nehme, um die Reaktionen der Fragenden zu testen. Ergebnis: Für die meisten bleibt es eine Floskel. Einige interessieren sich tatsächlich für den Gemütszustand eines Fremden und beginnen ein Gespräch. Schön 🙂
Keine Teller, kein Besteck – eine schönere Essens-Einladung gibt es nicht.
- Beef Brisket – bei niedriger Temperatur im heißen Rauch gegarte Rinderbrust. So zartes Fleisch muss nicht einmal gekaut werden.
- Als Beilage nehme ich Spare Ribs.
- Dazu noch eine Schale Collard Greens with Smoked Bacon (=Blattkohl mit geräuchertem Speck). (Dieses Gericht kenne ich doch aus Kenia und Uganda als Sukuma!).
- Dann noch eine Schale Campfire Baked Beans mit gebratenem Speck. Für alle Fälle.
- Und noch eine Avocado.
Diesem Steakhouse Hill Country Barbecue Market sollte ein Denkmal errichtet werden. Wow!
Eigentlich bin ich gar nicht verrückt nach Donuts. Aber der „Chocolate Glazed“ von Dunkin‘ Donuts ist perfekt. Nicht zu süß, nicht zu trocken. Unser Wiedersehen dauerte nicht lange…
Der Eismann ist da 🙂
Straßenszenen aus Washington…
Noch eine besondere Gelegenheit ergab sich für mich, als ich bei der Mobilisation der US-amerikanischen Kirche zusehen durfte. Hier gelingt es, mit emotional-ästhetischen Elementen junge Menschen zu erreichen.
Nachts spaziere ich noch einmal 10km über die Pennsylvania Avenue zum US-Kapitol.
Hinter dem Obelisken landet nachts ein Flugzeug auf dem Reagan Airport…
Noch bevor ich meine Kamera vor dem Capitol Reflection Pool auspacke nehmen mich hunderte Mücken ins Visier: Dinertime. Ich verwende den Blitz. Es ist 23.00 und es hat 29°C. Aber es könnte Winter sein…
Washington übertrifft meine Vorstellungen: Ruhig und sauber. Stolz und traurig. Kreativ und vielfältig.
29/05/2019
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