Am Fuße des Mt. Kenia wollen wir ins rurale Leben eintauchen 🙂
Zach und ich verbringen unsere Zeit bei einer Bekannten. Kevin, der Nachbarsjunge, fragt mich: „Gibt es eine Brücke von Afrika in die USA?“
Mutunduri ist einer der fruchtbarsten Orte Afrikas. Neben Gemüse und Obst wird hier der Kathstrauch angebaut. Alltagsdroge. Nach 2h klingt Dein Hochgefühl in einer depressiven Verstimmung aus.
Kenianischer Kaffee. Stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dieser Umgebung.
Hochwertige Arabica-Bohnen werden exportiert – billiger Instantkaffee importiert. In Afrikas Kaffeemekka gibt’s nur Instantkaffee für uns.
Spaziergang durch Wald. Ein Winken. Ein Lächeln. Mehr noch: Die Menschen unterwegs laden mich zum Essen ein, geben mir Bananen, Papayas oder Macadamia-Nüsse mit. Unglaublich. 🙂
Beim nächsten Bauernhaus zeigt man mir, wie man Papayas vom Baum holt. 5 Papayas gibt man mir mit. Als ob ich die alle essen könnte 😀 Gastfreundlichkeit ist beeindruckend.
An nächsten Morgen steht das Nachbarskind lachend vor der Tür und drückt mir 5 Maracujas in die Hand. Sprachlos.
Mama Mumbi kocht jeden Tag für uns. Es nützt nichts, wenn Zach und ich Essen zubereiten. Mama Mumbi kommt jeden Abend mit frisch gekochtem Essen. Der innerliche Reichtum der Menschen hier ist unermesslich.
Die Menschen sind komplett auf ihr kleines Ackerland angewiesen. Gekauft wird nur das Nötigste: Mehl, Holzkohle oder Speiseöl.
Mich interessiert der soziale Zusammenhalt. Deshalb frage ich: „Was würde passieren, wenn ich Mais anbaue und meine Körner sind besser als Deine?“ – „Dann würden wir Deine Körner essen.“ – „Und umgekehrt?“ – „Dann würdest Du unsere essen.“ Kennzeichen einer kollektiven Gesellschaft 😉
Begräbnis. Es wird viel weniger geweint.
Nach dem Begräbnis gibt’s Essen. Zuerst essen, dann sprechen. Zach und ich sind von 6 Frauen umgeben. Ideal, um einiges über das Rollenverhältnis von Mann und Frau herauszufinden 🙂
1 Mann hat im Schnitt 7 Frauen. Kinder darf er mit mehreren haben. Jetzt verstehe ich, warum hier jeder mit jedem verwandt zu sein scheint. Ich frage ein 17-jähriges Mädchen, wie viele Ehefrauen ein Mann haben sollte: „Solange er für alle Frauen und Kinder sorgen kann, gibt es kein Limit. Aber ich denke, 2 Frauen für 1 Mann sind ok.“
Frauen sind hier in Wirklichkeit das klar stärkere Geschlecht: sie führen den Haushalt, sie ziehen die Kinder groß und bewirtschaften sogar das Ackerland. Viele Männer hier sind dem Alkoholismus verfallen.
„Gibt es Gewalt?“, frage ich die Frauen. „Ja. Manche Männer schlagen ihre Frauen. Aber wenn unser Mann betrunken nach Hause kommt, schlagen wir ihn.“ Wie steht’s mit körperlicher Züchtigung von Kindern? Mehrere Varianten:
1) Nackt vor die Haustür setzen.
2) Auspeitschen.
3) Mit bloßem Fuß gegen eine Steinmauer schlagen lassen, bis sie zerbricht.
4) Über einer qualmenden Feuerstelle aufhängen.
So warmherzig, so lebensfroh. Und andererseits doch wieder so wild.
Weihnachtsabend. Zach und ich kochen 8kg Ugali (Getreidebrei), 6kg Mandazi (Teigtaschen) und einen Eintopf mit Tomaten, Rosmarin und Knoblauch 🙂
Unsere Geschenke für die Familien: Süßes, Kartenspiele, Kreidestifte und ein Seifenblasenspiel. Noch nie habe ich Kinder gesehen, die sich so sehr über etwas gefreut haben 🙂
Außerdem hab ich einen Fußball als Geschenk gekauft.
Ob Mann oder Frau, Jung oder Alt, wir spielen bis in die frühen Morgenstunden. Selbst Tanzen fällt hier nicht schwer. Afrikanische Trommelmusik bewegt die Glieder von ganz allein 🙂
Ihr habt mich wie einen Sohn aufgenommen. Danke!
24/12/2014
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