Hallstatt

800 Einwohner. 800.000 Besucher pro Jahr. Eine südkoreanische Sitcom („Spring Waltz“), Reiseblogs und eine Stadtkopie in China. Es herrscht großer Wirbel rund um die kleine Gemeinde im Salzkammergut. Mal sehen, warum.

Ich bin da: Hallstatt. Es wird Mandarin gesprochen. Ich sehe mich noch einmal um, vergewissere mich. Doch, doch. Es ist das Original.

In der subtropischen Stadt Huizhou in China wurde Hallstatt im Originalmaßstab nachgebaut, inklusive Kirche und See (Hallstatt in China). Naja, nicht ganz: Verzerrte Dimensionen, Rechtschreibfehler, Palmen und eine britische Telefonzelle in Rot. Es ist ein Investorenprojekt, das chinesische Wohlhabende in die Stadt Huizhou nahe Hongkong locken soll. Nicht überall ist Alpenidylle drin, wo Alpenidylle drauf steht…

Die Altstadt, die pastellfarbenen Häuser, der mystisch dunkle See und die hoch aufragende Bergkulisse: Herrlich.

Die deutsche Naturforscher-Koryphäe Alexander von Humboldt (Humboldstrom, Humboldtgletscher, etc.) bezeichnete Hallstatt als den „schönsten Seenort der Welt“.

Du lieber Schwan!

Die Häuser sind auf engstem Raum übereinander geschachtelt, wie Schwalbennester.

Bei anderen geht der Berg durch das Haus…

Die katholische Kirche wechselte in den vergangenen tausend Jahren zwischen Katholiken und Protestanten ihren Dienst.

Vor ihr befindet sich neben dem Friedhof auch das Beinhaus mit 610 bemalten Schädeln. Im 16. Jahrhundert begann man die Toten wieder auszugraben. Ihre Schädel wurden bemalt, um die Identität der ehem. Familienmitglieder zu bewahren. Es ist die größte bemalte Schädelsammlung, die es je gegeben hat.

1987 wurden die Bilder des kleineren Flügelaltars von Dieben gestohlen, die sich abends nach einer Führung in der Kirche versteckten.

Was versteckt sich hinter dieser reizenden Tür?

1997 wurde Hallstatt in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Seit mehr als 7.000 Jahren hat das Salz die Menschen an diesen Ort gebunden.

Das älteste Salzbergwerk der Welt und die weltberühmten Funde („Gräberfeld“) aus der späteren Eisenzeit waren so bedeutend, dass eine ganze Epoche nach ihr benannt wurde: die Hallstattzeit (800 v. Chr. – 450 v. Chr.). Die Namensgebung erfolgte aufgrund von Bestattungsbräuchen in Mitteleuropa (z.B. Kultwagen von Strettweg).

„Typische Touristen aus China besuchen in ihren Ferien acht bis elf Länder in Europa. Wobei sie höchstens elf Tage dafür brauchen“, sagt Tourismusforscherin Bettina Kuprian. Die Hallstatt-Hotellerie hat sich deshalb auf die neuen Bedürfnisse eingestellt: Wasserkocher für die mitgebrachten Instant-Hühnersuppen auf den Zimmern, grüner Tee und Congee-Reis zum Frühstück.

Die Schilder auf Privathäusern nehmen zu: „Betreten verboten!“ Für die Touristen ist der Ort ein offenes Museum. Die meisten freuen sich über den Besuchersturm aus Asien. Aber viele sind irritiert. Der Pförtner des berühmten Beinhauses ist bereits nach Bad Goisern umgezogen.

Zufällig kommen wir ins Gespräch mit einem Anrainer: „Viele Touristen ignorieren unsere Privatsphäre. Sie machen Lärm, klettern in Gärten oder schauen durch unsere Fenster. Ja selbst im Schlafzimmer bin ich schon überrascht worden.“

Oben, von der Pfarrkirche, stört man die Anrainer weniger und man hat einen guten Blick über den Seeort. 

Gegenüber von Hallstatt befindet sich das romantische Schloss Grub.

Zum Abschluss schießen wir noch das obligatorische Hallstatt-Bild.

Fazit: Ein unvergleichlich idyllischer und historischer Ort, der durch die Touristenströme seine Authentizität zu verlieren droht. Man muss auch nicht unbedingt ein Hallstatt-Salz kaufen oder ein Hallstatt-Wasser für 5€ trinken. Sehen Sie sich auch die Nachbarorte im Salzkammergut (z.B. Langbathseen, Gosausee, Attersee) an. Ich finde sie wunderschön…