Auf zum Wahrzeichen und höchsten Berg Österreichs…
Wir übernachten in einem 300 Jahre alten Bauernhaus in Fusch an der Großglocknerstraße. Fusch? Im Gegenteil. Von außen uralt, im Inneren modern mit herzlichem Service und selbstgemachter Milch zum Frühstück 🙂
Die Pkw-Tagesgebühr für die Glocknerstraße beträgt 38€. Günstig. Wenn man bedenkt, was für ein Aufwand in den 1930er Jahren dafür betrieben wurde:
48 Kilometer, 36 Kehren, 100 Brücken und ein Höhenanstieg auf über 2.500m.
Duftende Bergwälder, blühende Almwiesen, mächtige Felsen und ewiges Eis…
Seit 1953 räumen jedes Jahr im April spezielle Rotationspflüge Schneewände bis zu 20m Höhe frei. 1936 wurde noch geschaufelt.
Was 1929 während der Weltwirtschaftskrise entstand, soll demnächst UNESCO-Weltkulturerbe werden.
Bereits 2.000 v. Chr. überquerten Kelten diesen Pass…
Wenn im Frühling der Schnee schmilzt und die ersten Bäche durch die Landschaft rauschen…
Bei Wasserfällen wird die Luft sehr stark mit negativ geladenen Ionen angereichert. Das führt zu lungenreinigender Wirkung. Also: tief durchatmen!
Dazwischen spekulieren wir ständig, wo der Großglockner nun liegen könnte. Nebelschwaden verstecken ihn.
Perfektes Timing. Als wir zur Kaiser Franz Joseph-Höhe gelangen, wird der höchste Punkt Österreichs rechtzeitig von den letzten Wolkenfeldern befreit. Kaiserwetter.
Wir essen im Panoramarestaurant und sind danach eigentlich recht faul. Aber:
Auf zum Gamsgrubenweg! Eine fast verhängnisvolle Entscheidung…
2 Tage später rutschte hier ein Mann 50 Meter über die Felsen hinunter und konnte sich noch mit letzter Kraft an einem Stein festhalten. Die Bergrettung kam noch rechtzeitig.
Mit etwas Glück findet man ein blühendes Edelweiß zwischen Juli und September zwischen 1.800m – 3.000m Höhe.
Wir beschließen zur Pasterze hinunter zu gehen – dem größten Gletscher Österreichs. Zu verlockend wirkt das Ambiente. Und folgen dem markierten Wanderweg…
…aber schon bald merken wir, dass der Weg sehr unwegsam wird.
Hätten wir vorhin vielleicht doch dieses Schild ernst nehmen sollen?
Senkrechte Felswände und lockere Geröllfelder. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren. Jeder Schritt zählt.
Endlich. Wir kommen entkräftet aber heil bei der Pasterze an. Nur blöd, dass wir jetzt erst recht wieder hinauf zur Franz Joseph-Höhe müssen. Erstmal die Natur bestaunen…
Nein, das ist kein Foto aus Nepal…
Wer den größten Gletscher Österreichs noch sehen will, sollte sich beeilen. Die Pasterze zieht sich rasant zurück. Um mehr als 20 Meter pro Jahr…
Unterwegs stoßen wir auf einen aus dem Eis herausgelösten Baum – ein archäologischer Fund. Diese Zirbe ist 6.000 Jahre alt! Hier, wo es heute nur Eis, Schutt, Sand und Wasser gibt, gab es vor 9.000 Jahren grüne Wiesen und dichten Wald. Seit Ende der kleinen Eiszeit um 1850 schmilzt der Gletscher. Immer schneller.
Glocknerstraße auch als Radstrecke:
Ferleiten – Franz Josef Höhe – Ferleiten
Die 78,4 km Länge und insgesamt 2.815m Aufstieg von der Mautstelle Ferleiten bis zur Franz Josef-Höhe und zurück kann man auch mit dem Fahrrad bewältigen. Ohne spezielle Ausrüstung, ohne Training und mit einem knatternden Rad. Kopfsache 🙂
Populär ist der Aufstieg von Ferleiten (1.145m) bis zum Fuscher Törl (2.428m). Unser Ziel: Kaiser Franz Josef-Höhe. Zum Glück haben wir großartigen Support von den Eltern meines Cousins, die uns mit Wasser, Bananen, Riegel und einer großen Portion Humor im Auto begleiten.
Von Ferleiten bis zum Fuscher Törl (2.428m) überwinden wir 1.283 Höhenmeter auf einer Strecke von 12,9km bei einer durchschnittlichen Steigung von 9% und einer maximalen Steigung von 12% in der Hexenküche (hier beginnt die baumlose Zone). Eine Banane hilft…
Kurz geht es wieder hinunter. Wir wissen gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Nach einer kurzen Pause bei der Fuscher Lacke (2.261m) ziehen wir uns wärmer an. Hinauf zum höchsten Punkt unserer Strecke: das Hochtor (2.504m).
Von hier folgt eine steile Abfahrt zwischen sanft gewellten Almböden bis zum Guttal (1.859m). Auf 650 Höhenmetern abwärts können Sie auch einen Temperaturschock bekommen: innerhalb dieser 10min stieg das Thermometer von +5°C auf +20°C.
Nach dem Kreisverkehr (Abzweigung nach Heiligenblut) muss man sich die hart erarbeiteten Höhenmeter auf der Gletscherstraße wieder hereinholen. Das Panorama und der frische Duft des Lärchenwaldes machen den Aufstieg zur Franz Josef-Höhe (2.371m) etwas leichter. Ab dem Glocknerhaus wird’s aber…
…besonders hart. Jetzt ist jede Kehre ein Ziel. Die letzten Meter im letzten Tunnel sind besonders steil. Tunnelblick. Licht am Ende. Wir sind da. Freihändig, mit lautem Gesang und teilweise sogar unter Applaus rollen wir bis zum Aussichtspunkt. Glocknerkönige…
Unsere reine Fahrtzeit betrug 04:05h. Mit allen Pausen brachten wir es auf 04:49h. Übrigens: An diesem Abend und sogar noch am nächsten Tag war ich unersättlich. Mehrere Mahlzeiten pro Tag und mehrere Gänge pro Mahlzeit 😉
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