5 Busstunden und 460 km von Chengdu entfernt, erreiche ich in der Nähe des Ortes Longnan den Jiuzhaigou Nationalpark. Aber zuerst: Essen.
Wenn Du das siehst, hast Du ein Problem: Wunder der Natur vs. chinesischer Massentourismus.
Eine chinesische Studentin gab mir den Tipp, im Nationalpark beim tibetischen Bergvolk zu übernachten. Das ist nicht erlaubt und war als Scherz gedacht. Aber genau das versuche ich…
Ich buche ein Tagesticket. Bis spätestens 16.00 muss man den Nationalpark verlassen haben. Ich bleibe drin.
Abends im Dorf. Ich bin ein Fremder. Ich kann kein Chinesisch. Sehe mich um. Alle Touristen haben längst den Park mit ihren mächtigen Reisebussen verlassen. Ich hoffe, dass mich jemand aufnimmt.
Freundlich klopfe ich mit meinem Rucksack an einer Tür. Ein uraltes Mütterchen öffnet. Sie sagt nichts. Ich sage nichts. Aber ihr Blick ist warm, ihre Gesten herzlich. Sie scheint meine Lage zu erkennen und bittet mich herein. Wow…
Ich setze mich in die Stube. Da sitze ich nun. Umgeben von selbst gemachten Möbeln, selbst verzierten Mustern und selbst gemachtem Schnaps. Ein Holzofen wärmt die Stube. Ganz simpel. Und es gefällt mir besser als jedes Luxus-Hotelzimmer…
Dann bringt das alte Mütterchen Essen: Fette Würste, Brühe und Reis. Als ich fertig bin, zeigt sie mir mein Zimmer. Wir haben noch kein Wort gesprochen. Sie weiß überhaupt nicht wer ich bin, was ich will und bietet mir ohne zu fragen einfach Essen, Trinken und Schlafplatz an. Den Moment speichern. In einer Zeitkapsel festhalten. Für immer behalten. Und immer wieder abrufen…
„Chinesische Touristen sind zufrieden, wenn sie schnell ein Foto machen und weiterfahren“, sagt der Marketingleiter des Parks. Das entspricht dem Gegenteil meines Reiseideals. Es heißt, man könne hier die tibetischen Dörfer nur besichtigen, wenn man eine „Abenteuerbuchung“ macht. Ich frage mich, warum heute alles immer gebucht und organisiert werden muss, um mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Die Autonome Region Tibet beginnt erst 1.000 km westlich. Aber hier, in den Bergen von Jiuzhai gibt es neun tibetische Dörfer. Die bunten Gebetsfahnen über dem Dorf tragen die Wünsche der Dorfbewohner in den Wind.
Schon am frühen Morgen mache ich mich auf den Weg durch das Jiuzhai-Tal, noch weit abseits vom Massentourismus. Von der Schönheit und Pracht dieser Natur bin ich überwältigt.
Nur das Tosen der Bäche bricht die Stille im Tal.
Auf mehr als 3.000 Höhenmeter erinnert mich der Long Lake ein wenig an den Hallstätter See.
Beeindruckend ist der Multi-coloured Lake. Dass dieses Foto nicht bearbeitet ist, zeigt das nächste Video.
Zum Baden eher nicht geeignet…
Im Tal der neun Dörfer leuchten die Seen blau, türkis und grün. Die Farbenspiele sind gewaltig.
Am meisten faszinierte mich der Tiger Lake.
…und natürlich die unzähligen Wasserfälle, die von ihrer Form und Entstehung her an den Plitvice Nationalpark in Kroatien erinnern.
Es gibt sogar noch Riesenpandas im Park. Sie gelten aber als sehr gefährdet. Einen Panda habe ich aber im Flussbild erkennen können 😉
18/06/2011
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