Einst eine der größten und reichsten Städte der Welt: Potosi (4.062m). Spanische Kolonisatoren verschifften im 16. Jahrhundert riesige Edelmetallmengen (Silber, Zinn, Kupfer) in die ganze Welt, die aus dem Cerro Rico („reicher Berg“) gewonnen wurden.
Quantitätstheorie des Geldes: Vergrößertes Angebot führt zur Wertverringerung. So ist Potosi im 16. Jh. in Europa als Silberinflation in die Geschichte eingegangen. Im Spanischen gibt es immer noch die Redewendung: vale un potosi. Auf deutsch: Es ist ein Vermögen wert.
Schon die Inka wussten von den gewaltigen Silbervorkommen. 70% der Einwohner in Potosi sprechen heute noch die Quechua-Sprache.
Tausende Arbeiter sind in den Minen von Potosi bereits gestorben. Viele sind Analphabeten. Haben keine Ausbildung. Und keine andere Möglichkeit an Geld zu kommen. Ihre Lebenserwartung beträgt 45 Jahre. Silikose ist die häufigste Todesursache. Selbst einige hundert Kinder werden heute noch in den Stollen eingesetzt. „Nach Spanien wird nicht Silber, sondern Indianerblut und Indianerschweiß verschifft.“ (Graf Lemon, Vizekönig von Peru, 1699).
Die Mineros kauen den ganzen Tag Coca-Blätter. Haben eine volle Backe. Und jede Menge Kalk bei sich. Kalk wandelt das in den Blättern vorhandene Alkaloid Kokain in Ecgonin um. Hat den gleichen Effekt wie Kokain. Ihm fehlt aber jedes Suchtpotential. Die ruckartigen Bewegungsabläufe der Minenarbeiter erinnern mich an jene der Schwarz-Weiß-Filme der 1920er-Jahre.
Der Pachamama (Mutter Erde) und Tio (Gott der Unterwelt) werden von den Mineros als Gottheiten respektiert.
Bevor man die Minen betritt, unterschreibt man ein Papier, das man auf eigene Gefahr die schlecht gesicherten Stollen besucht. Regelmäßig stürzen Gänge ein. Die Mineros bohren und sprengen nach Gutdünken. So scheint es.
Manchmal wird es eng. Hier klettere ich gerade eine 3 Meter hohe Wand durch einen engen Felsspalt durch, um…
…nach Silber zu bohren. Die Felsen glänzen um mich herum. Heimlich stecke ich mir 3 Silbersteine ein 😉
An schwierigen Stellen klettern die Mineros an einfachen Seilen hoch. Ziemlich waghalsig.
Ein Minenarbeiter bereitet eine Dynamit-Sprengung vor. Schwer atmend begebe ich mich jetzt auf den Weg nach draußen. Sicher ist sicher.
Potosi ist übrigens die einzige Stadt der Welt, wo man legal Dynamit kaufen kann. Nur 2€ kostet eine Stange. Kann man am Markt kaufen und den Mineros als Geschenk mitnehmen, um ihnen die Arbeit zu erleichtern.
Abends in Potosi setze ich mich auf eine Parkbank. Neben einen alten Mann. Er kann Spanisch. Ich unterhalte mich mit ihm, um mehr über die Minen zu erfahren. Besonders ein Satz von ihm blieb mir in Erinnerung: „Solange es Silber gibt, gibt es auch Korruption.“
14/04/2014
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