05.30 aufstehen. Um 08.30 ging unser Aufstieg vom Parkplatz im Iliniza-Park los. Durch den Nebel sieht man jetzt schon ein wenig den Iliniza Norte (rechts) und den Iliniza Sur (links).
Vom Parkplatz (3.900m) braucht man etwa 2-3 Stunden zu Fuß zum Refugio (4.700m). Wir schafften es in 1h 50min zur Hütte. Etwas zu schnell. Das lag diesmal an unserem etwas eigensinnigen Guide.
Unser Guide war der erfahrenste der ganzen Umgebung. Auf seiner Visitenkarte stehen: 68x Iliniza Norte. 750x Cotopaxi. 138x Chimborazo. 3x Aconcagua. Seit 35 Jahren Bergsteiger. Allerdings machte er enormes Tempo. Kaum Pausen. Ben hatte schon längst ziemliche Kopfschmerzen.
Ben wurde immer langsamer. Ich sagte ihm, er soll nicht auf den Guide achten. In dieser Höhe muss man sein eigenes Tempo gehen. Üblicherweise braucht man 3 Stunden vom Refugio bis zum Gipfel. Zu Ben sagte ich: „wir können es ruhig in 4-5 Stunden machen. Wir müssen nur viel Pausen machen und immer trinken.“
Das Panorama war berauschend. Aber Ben ging es immer schlechter. Wir sind auf 4.850 Meter. Der Guide sagte zu Ben: „Hier kannst Du noch alleine umkehren wenn Du nicht mehr kannst. Wenn Du aber in 30min sagst, Du kannst nicht mehr, müssen wir alle umkehren.“
Ben überlegte. Er entschied sich umzukehren. Noch 250 Höhenmeter schaffe er nicht, meinte er. Sein Kopfweh sei zu stark, ihm sei schlecht und auch ein bisschen schwindelig. Ben kehrte um. Ich und der Guide gehen weiter.
Ganz kurz konnte ich nun das erste Mal den Cotopaxi (5.897 m) sehen. Mein Guide ging in seinem Tempo weiter. Aber ich konnte gut mithalten. Mir war nicht schlecht und ich hatte nicht einmal Kopfweh.
Wir kommen zum Paso del Muerte. Ich hatte keine Bergsteig-Erfahrung, aber Julio erklärte mir sehr gut, was ich machen musste. „Immer drei Kontakte zum Fels! Entweder: 2x Fuß 1x Hand, oder 1x Fuß, 2x Hand. Immer den Kopf zum Fels gerichtet.“ Das war ganz spannend. Meine erste Klettererfahrung. Ich war sehr konzentriert und tastete Schritt für Schritt nach gutem Halt. Es ging 300m hinunter. Aber man ist am Seil gesichert und der Paso del Muerte ist auch ohne Seil machbar. Man braucht nur Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit.
Der Guide machte weiterhin ordentlich Tempo. Wir machten keine Pause. Aber ich konnte immer noch gut mithalten. Und das Panorama genießen. Unten im Bild: Der Iliniza Sur.
Die letzten Meter meines Aufstiegs habe ich gefilmt.
Oben konnte ich sehr tief durchatmen. Mir war nicht schlecht. Ich hatte kein Schwindelgefühl. Ich hatte nicht einmal ein bisschen Kopfweh. Das hätte ich mir nie gedacht, nachdem ich in Nepal auf 4.300m kurz vor einem Lungenödem war.
Erfahrener Guide heißt nicht unbedingt guter Guide. Meiner Meinung nach hätte Julio viel mehr auf Ben achten müssen. Hätten wir 3-4 Stunden für den Aufstieg gebraucht, hätte es auch Ben geschafft. Da bin ich sicher, denn am Pichincha Vulkan hatte auch er keine Kopfschmerzen.
Das Um und Auf in dieser Höhe ist, dass man darauf achten muss, keinen zu hohen Puls zu haben. Denn mit hohem Blutdruck bekommt man schneller Kopfschmerzen. So langsam wie möglich gehen und so viel wie möglich trinken. Das hab ich am Fuße des Mt. Everest gelernt.
09/02/2014
Hinterlasse einen Kommentar