Ich muss wieder nach Istanbul. Wusste ich sofort. Die Stadt hat mich komplett in ihren Bann gezogen!
2 verfeindete Weltreligionen fanden 1.500 Jahre lang ein zentrales Gotteshaus in ihr: die Hagia Sophia.
Knapp 1.000 Jahre (537-1453) war sie die größte Kirche der Welt. Knapp 500 Jahre (1453-1934) diente sie als Hauptmoschee von Istanbul als Vorbild islamischer Gebetshäuser.
Abendland und Morgenland. Gläubiger und Kafir. Geistiger Müll, der auf Egozentrik und Ausgrenzung beruht. Wir müssen keine Richter spielen, die Richtiges vom Falschen trennen.
Wahrheit ist immer begrenzt und einseitig. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gemacht und Worten gesagt werden kann. Das Ganze, die Einheit jedoch, ist in uns und um uns herum. Deshalb lässt sich Wahrheit mitteilen, Weisheit nicht. Die Hagia Sophia – „heilige Weisheit“ – lehrt uns das. Unter ihrem gemeinsamen Gottesdach fanden jahrhundertelang die für die jeweils andere Religionsgemeinschaft identifizierten Ungläubigen ihre Heimat. Paradox.
Seit Atatürks laizistischer Revolution ist sie ein Museum. Präsident Erdogan will sie wieder zur Moschee machen.
Traumhaft schön sind die überdimensionalen Kalligraphien von Allah (Gott), Mohammed (Religionsstifter) und vier weiteren Kalifen: Abu Bakr, Ali, Omar und Osman.
Selbst die Katze staunt 😉
Gleich neben dem Muezzin-Podest ist das Omphalion, auf dem der Kaiser während des Gottesdienstes weilte.
55m über mir sehe ich dieses islamische Kunstwerk an der Kuppel – umgeben von 6 geflügelten Engel (Hexapterygon). Beeindruckend.
Was sich unter der islamischen Übertünchung alles verbirgt, verschlägt einem die Sprache. Kunstwerke aus dem Mittelalter kommen langsam wieder zum Vorschein.
Als Sultan Mehmed II. 1453 die Stadt eroberte, wurden umgehend Ikonen entfernt, christliche Insignien durch anikonische Dekoration ersetzt und Mosaike aufgrund des Bilderverbots unter Putz gelegt.
Der Arbeitsaufwand zur Freimachung dieser Kunstwerke ist wohl unvorstellbar.
Weitere christliche Kunstwerke…
Selbst der Name eines Wikingers (Halfdan) ist hier im 9. Jh. eingeritzt worden 😀
2019 wurden Haarrisse entdeckt. Offenbar setzt vorbeifahrender Schwerverkehr der „Heiligen Weisheit“ zu.
Hagia Sophia: Symbol für Frieden, Harmonie, Toleranz.
Und jetzt will ich mir die Stadt ansehen, die einst Byzanz, Konstantinopel und heute Istanbul heißt…
Morgens spaziere ich im farbenfrohen Gülhane-Park…
…auch Rosenhaus genannt.
Am Ende des Goldenen Horns stehe ich nun an der Bosporus-Straße.
Ich stehe in Europa und blicke nach Asien. Thrakien und Anatolien – Istanbul verbindet.
Ich will hinüber ins lebhafte Stadtviertel Galata.
Auf der Galata-Brücke werfen Fischer ihre Angelhaken ins Meer.
Von hier ist auch der Blick auf die gigantische Süleymaniye-Moschee überragend. Dazwischen findet man überall kleinere Kirchen und Moscheen.
Die Genuaner bauten vor 1.500 Jahren diesen Sichtungsturm: Galata-Turm.
Seitengassen im Istanbuler Stadtteil Beyoglu.
Am Taksim-Platz wird an die historischen Handlungen Atatürks erinnert, der das Sultanat des Osmanischen Reichs abschaffte und als erster Präsident die Republik Türkei gründete.
Gleich gegenüber liegt der Gezi-Park – der erste öffentliche Park Istanbuls.
Von den gewaltsamen Ausschreitungen 2013 im Gezi-Park ist nichts übrig geblieben.
Hunger! Und ich will Kebab. Wo er wirklich herkommt ist mir jetzt egal. Wo ich hingehe nicht. Nach langem Suchen wähle ich ein etwas verstecktes Restaurant, wo ich nur Locals sehe: Volltreffer! 🙂
Zuerst bekomme ich die Beilagen serviert. Ich staune nicht schlecht…
Als mein Kebab auf einem Spieß kommt, gibt es kein Halten mehr. Der erste war gleich weg. Ich bestelle nochmal das gleiche 🙂
Ich muss da wieder hin. Unbedingt!
Dabei beginnt die Fresstour gerade 😀
Schon mal Lokum (Turkish Delight) probiert? Nein, hast Du nicht, wenn Du’s nicht in Istanbul getan hast 😉
Mein Magen ist zu klein…
Nach dem Essen will ich noch die Blaue Moschee sehen.
Nach den Moscheen in Mekka und Medina hat sie die meisten Minaretten: sechs.
Sonnenklar, dass ich zu wenig von Istanbul gesehen habe. Hoffentlich, auf bald! 🙂
21/04/2017
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