Tag 1:
El Chalten – Laguna de los Tres – El Chalten (Trekkingstrecke: 26 km)
Alle sagen, Mai sei der schlechteste Monat für Patagonien. Kein Schnee. Kein Grün. Ich hatte aber Schnee, Grün, Orange, Rot, Gelb und Braun 🙂
Meine Kollegen fuhren nicht mit mir nach El Chalten. Der Wetterbericht sagte Nebel und Regen voraus. Ich dachte: „Da kann ich ja Grau auch noch erleben.“ Nächster Morgen in El Chalten: keine einzige Wolke am Himmel! Keine Touristen! Die Belohnung für meine Neugier 🙂
Trotz der tiefstehenden Sonne nehme ich meine Sonnenbrille ab. Das will ich unverzerrt mit all meinen Sinnen erfassen.
Gletscher sind die wichtigsten Trinkwasserspeicher der Erde. Hier kann man aus ihren Flüssen trinken. Besseres Wasser wird man in ganz Südamerika nicht finden.
Unterwegs blickt ständig Mt. Fitzroy zu mir hinunter…
Heute bin ich aufgrund der Wettervorhersage der einzige Mensch im Nationalpark. Zwischenzeitlich fühle ich mich wie Leonardo di Caprio bei seinem Waldlauf in „The Beach“ 😀
Beim letzten Steilstück zur Lagune waren Weg und Stufen teilweise mit Eis bedeckt. Da ist Kreativität gefragt. Und gut gepolsterte Kleidung…
Ich blicke zurück. Sehe die zugefrorene Madre-Lagune und am Horizont den riesigen Viedma-See.
Ankunft bei Sonnenuntergang: Die zugefrorene Laguna de los Tres (1.215m) und Mt. Fitzroy (3.406m) direkt vor mir.
Ganz allein war ich doch nicht. Für Lounge-Musik sorgte dieser Vogel 🙂
Stockfinster! Die letzte Stunde meines Treks. Ohne Lampe. Nur mit Mondlicht. Einmal fast verirrt. Passiert. Dann sah ich endlich die Lichter von El Chalten.
Tag 2:
El Chalten – Laguna Torre – El Chalten (Trekkingstrecke: 25 km)
Schlafen. 06.00 aufstehen. Weitere 25km vor mir. Ziel: Laguna Torre.
Unterwegs höre ich plötzlich ein Geräusch. Klopf, klopf. Da sehe ich ihn: ein Specht! Als kleines Kind habe ich immer versucht, mir vorzustellen, wie das wirklich klingt, wenn Woody Woodpecker seine Wohnung zimmert. Jetzt hole ich meine damals erhoffte Kindesfreude nach.
Dieser Magellanspecht ist der größte der Welt und wird bis zu 40cm groß.
Hier sieht man auch, wie laut der Specht arbeitet…
Nach 4 Stunden erreiche ich die zugefrorene Laguna Torre. Ende des Treks. Hinten gipfelt die ganze Schönheit im Cerro Torre.
Überraschung: Mit einem in die Lagune kalbenden Gletscher habe ich vor diesem Trek nicht gerechnet. Ich versuche deshalb, ihm von der Seite so nahe wie möglich zu kommen.
Und ich komme ihm sehr nahe. Es scheint, als hätte man seine Oberfläche mit Zimt bestäubt, um mir den Anblick noch mehr zu versüßen.
Der Cerro Torre aus der Nähe. Er gilt unter Bergsteigern wegen seiner glatten Granitwände und subantarktischen Wetterbedingungen als einer der schwierigsten Gipfel der Welt.
Unterdessen stelle ich mir diese gigantische Eis- und Schneewüste direkt dahinter vor. Das Campo de Hielo Sur ist neben der Antarktis das größte Gletschergebiet auf der Südhalbkugel: 350km lang. 40km breit.
Die Gletscherausläufe des Campo de Hielo Sur münden westlich in Pazifikfjorde, östlich in Andenseen wie diesem.
Eigentlich fruchtet die Berberitze nur bis März. Hier hält die Natur für hiesige Tiere auch noch Ende Mai eine süße Überraschung bereit. Auch für mich.
Übrigens: Während meines gesamten Treks ist mir dieser Hund gefolgt. 25 km! Kurz vor El Chalten verschwand er genauso wie er aufgetaucht ist.
Abends traf ich in einer Hotelbar jene 2 Wanderer, die so schnell am Magellanspecht vorbei marschierten. Sie meinten, es sei ein sehr langweiliger Trek gewesen…
Die Geschichte zu meinem Rendezvous mit dem Specht kannst Du hier nachlesen 🙂
12/05/2014
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