Auch das berüchtigte Pandschschir-Tal mit seinen ethnischen Tadschiken fiel als letzte Widerstandsbastion Afghanistans im Sommer 2021 in die Hände der Taliban.
Der ermordete „Löwe von Pandschschir“ (ein Mudschaheddin-Kämpfer und überzeugter Gegner extremistischer Interpretationen des Islam) verteidigte sein Tal gleich zwei Mal erfolgreich gegen die Sowjets (1980-1985) und im Bürgerkrieg gegen die Taliban (1996-2001). Tausende fanden damals Zuflucht in der Talidylle.
Das Tal ist durch seine Enge und gut kontrollierbaren Einfahrtsstraßen nur schwer einzunehmen. Als wir ins Tal eindringen wollen, erhalten wir eine Taliban-Eskorte.
Alle 5-10 Kilometer ist ein Taliban-Kontrollposten positioniert. Bei den Checkpoints müssen wir lange warten, unsere Eskorten wechseln. Das dauert. Manchmal 10min. Manchmal über 1 Stunde.
Wir verlieren einen halben Tag durch die Warterei am Straßenrand. Dürfen uns aber frei bewegen 🙂
Unterwegs besuchen wir das Grab von Ahmad Shah Massoud. Dabei müssen wir unser Smartphone abgeben: Fotos des Widerstandskämpfers sind nicht erlaubt.
Sowohl die Taliban als auch die lokalen Pandschiris (Anti-Taliban) sind sehr herzlich und freundlich zu uns. Ich sehe auf beiden Seiten Menschlichkeit.
Wer essen will, sollte das im Pandschschir-Zentrum Bazarak tun. Hier gibt es eine gute Auswahl.
Nach einer Stärkung geht’s weiter – auf Fußbrücken 🙂
Freie Spaziergänge im Pandschschir-Tal: wer hätte das gedacht…
Dieser 21-jährige Taliban-Kämpfer sitzt mit seiner Kalaschnikow 2h lang in unserem Auto. Er erzählt mir, warum und wie er zu den Taliban gekommen ist.
Mit ihm wollen wir eine Abzweigung auf einer steilen Bergstraße zu einem Bergkamm nehmen, um im Tal dahinter einen Blick auf den 5.126m hohen Kuh-e Kokzaro Zaghicha zu werfen.
Auf halber Strecke müssen wir jedoch bei einer Taliban-Kontrolle umkehren. Es wimmle hier in den Bergen nur so von Taliban-Kämpfern, heißt es. Es hat sich dennoch gelohnt: der Ausblick ist wunderschön.
Abends lasse ich mich im Pandschschir-Fluss etwas treiben: Travel Drift.
Übernachtet haben wir bei Bazarak in einem unauffälligen Restaurant bei lokalen Pandschiris. Am nächsten Tag dringen wir noch tiefer ein…
Immer wieder mache ich bewusst in Dörfern Halt, um das Bauernleben zu besichtigen.
Kaum ein Tourist traut sich in dieses Tal, wie wir hören. Wir begegnen jedoch nur wunderbar herzlichen Menschen, die uns warm empfangen.
Je tiefer wir eindringen, desto grüner und bunter wird es.
Langsam geht es auch ordentlich hinauf…
Bei Shalzor müssen wir mehr als 1 Stunde auf die nächste Taliban-Eskorte warten. Diesmal verfolgt uns ein Motorrad.
Die Zeit nutzen wir. Alles wird hier genutzt. Leere Container. Daraus hat man ein Dorf gemacht.
Land & Leute: hier fühlt man sich wohl in den Dörfern.
Selbst wenn es für uns Europäer den Anschein erweckt, aber die Pandschschiris erscheinen mir nicht arm.
Wir fahren auf dem 32km langen Anjoman-Gebirgspass bis uns der junge Talib auf seinem Motorrad freundlich auf das Verbot zur Weiterfahrt verweist (ungefähr dort, wo die asphaltierte Straße aufhört).
Kein Problem: denn die unbefestigte Gipfel-Straße wird später extrem, mit engen Abschnitten und steilen Abhängen. Wir genießen lieber hier in Afghanistan die Bergidylle, die mich ein wenig an die Alpen erinnert 🙂
Hier kann man frische Höhenluft genießen.
Idyllisches Pandschschir-Tal…
28/07/2024
Hinterlasse einen Kommentar