Weil der Mereenie Loop seit Monaten nicht präpariert wurde und in sehr schlechtem Zustand ist, müssen wir mit unserem kleinen Hyundai von Gosse Bluff einen kleinen Umweg von 500 Kilometern über Alice Springs und Erldunda in Kauf nehmen, um nach Uluru zu gelangen.
Unsere Stimmung zwischendurch 😉
Die Strecke zum roten Steinchen in Australiens Rotem Zentrum verändert sich. Langsam.
Imposant, diese oft mehr als 50 Meter langen Trucks.
Plötzlich – bei Tempo 180 – mitten in der Wüste und 40°C Hitze bremse ich rasant ab. Grund: Dieser Kerl. „Was machst Du da?“ – „Ich fahre… (keuch) mit meinem elliptischen Crosstrainer… (keuch) durch Australien… (keuch) und will… (keuch) 2 Weltrekorde aufstellen.“ Darf ich vorstellen? Glen Burnmeister.
In Erldunda braucht unser Auto eine Trinkpause. Vor der Tankstelle parken außergewöhnliche Bikes.
Jetzt ist es nicht mehr weit…
Dann. Aus 80 Kilometern Entfernung sehen wir ein rotes Felsmassiv aus dem Boden herausragen. Uluru! Aber aus 20km Entfernung sieht das dann doch anders aus. Es ist: Mount Conner. Der Tafelberg ist 700 Millionen Jahre alt, knapp 3 Kilometer lang und 300 Meter hoch. Wahnsinn. Bis Uluru sind es nur noch weitere 130 Kilometer.
Die Spannung steigt…
Ta-Daa…
Ich glaube, wenn man nicht fliegt, sondern sich auf dem weiten Landweg dorthin begibt, ist das Gefühl viel tiefer, bewusster, wenn man plötzlich selbst vor diesem gigantischen Felsen steht: Herausragend!
Beim Eingang des Nationalparks beschließt Danny (20) sich als Unter-16-Jähriger auszugeben, um sich die 25$ Eintritt zu sparen. „2 Erwachsene und 1 Jugendlicher“, sage ich am Schalter. „Wie alt bist Du?“, fragt ihn die Dame mit skeptischem Blick. „14“, antwortet Danny. Ich unternehme alles, um meinen Lachkrampf zu unterdrücken. Warum sagt er nicht gleich, dass er zwölf ist. „Hast Du einen Ausweis dabei?“ „Nein“, sagt Danny. Lachkrampf unterdrücken kaum noch möglich. Die Dame sagt: „Ok. Fahrt vorsichtig.“ Schnell steige ich aufs Gaspedal, um unserem kollektiv gestauten Lachen Luft zu verleihen.
Schön zu beobachten, wie sich die Farbe des Felsens je nach Sonnenstand und Wolkengrad mit jeder Minute (!) verändert. Auch die gegenüberliegende Seite ist übrigens ein Foto wert.
Wir schlagen unser Zelt auf. Direkt vor dem Ayers Rock!
Mit 9°C ist die Nacht unerwartet kalt, wenn man bedenkt, dass es tagsüber über 40°C hat. Am nächsten Morgen weckt mich die Vorfreude um 04:45. Als sich meine Augen öffnen, spiegelt sich ein rotbraunes Halboval in meinen Pupillen. Es ist wahr. Ich bin hier. Ayers rocks!
1 Stunde später kommen die ersten Touristen. Abseits von den Massen sehe ich still dem ersten Licht des Tages zu.
Spielzeit.
Eigentlich wollte ich den Ayers Rock hochklettern, aber:
Stattdessen nehme ich eine Tour rund um den Inselberg. Später bin ich erleichtert, Uluru nicht bestiegen zu haben.
Für die ‚Aborigines‘ ist der Ayers Rock heilig. Seit 40.000 Jahren bot der Uluru den Eingeborenen Schutz in extremen Wetterperioden. Es ist ein Ort, den man nicht erobern, sondern ein Ort, mit dem man sich verbinden sollte.
Darauf verweist auch dieses Herzchen.
Nach den Traumzeitgeschichten der ‚Aborigines‘ spielten einst zwei Jungs im Regen und bauten aus dem Schlamm Uluru.
Die Ursache für die Entstehung der zahlreichen Höhlen am Uluru sind noch nicht erforscht. Bislang geben nur die Traumzeitgeschichten der ‚Aborigines‘ Antworten darauf. Demnach lebten einst auf der Sonnenseite Hasenkänguru-Menschen, auf der Schattenseite Teppichschlangen-Menschen, die zuerst in Frieden und Harmonie lebten bis sie irgendwann in Streit gerieten. Wie es genau weiter geht, dazu müssen Sie den Anangu-Stamm fragen…
Die geologische Geschichte des Gesteins begann vor 550 Millionen Jahren. Durch mehrmalige Meerüberflutungen und darauf folgende Schwemmfächersedimentation entstand das heutige Gebilde. 350 Meter ist er hoch. Etwa 6km tief reicht er in den Untergrund. Man sieht quasi nur die obere Spitze eines Eisbergs.
Die ‚Aborigines‘ sind kein einheitliches Volk. Bei der Ankunft der Europäer konnten bis zu 700 Stämme ausgemacht werden. Woher die Aborigines ursprünglich stammen, ist unbekannt. DNA-Vergleiche lassen darauf schließen, dass Aborigines Nachfahren von Menschen einer Emigrationswelle aus Afrika (40.000-60.000 v. Chr.) sind. Das ist jedoch anzuzweifeln, da sie Australien nicht schwimmend erreichen konnten. Mir persönlich ist aufgefallen, dass Aborigines eine ganz eigene Anatomie haben: So eine Schädel- und Beinform habe ich zuvor nur bei Menschen aus Papua-Neuguinea gesehen.
Was noch bemerkenswert ist: Es ist mir als das bisher unfreundlichste Volk aufgefallen. Und das ist mehr als nachvollziehbar: Als die Briten Mitte des 19. Jahrhunderts nach Australien kamen, löschten zuerst eingeführte Krankheiten wie Pocken etc. zwei Drittel der gesamten Aborigines-Population aus. Dann nahmen ihnen die Weißen ihr Land weg. Sie verübten Massaker an den Eingeborenen und zwangen Mädchen und Kinder zur Prostitution. Im 20. Jahrhundert wurden bis in die 1970er Jahre Aborigines-Kinder entführt und versklavt („Gestohlene Generation“). Man war der Meinung, dass spätestens nach 4 Generationen kein aboriginaler Genanteil mehr vorhanden sein wird. Das Ganze ist also gar nicht so lange her.
Heute leben drei Viertel aller Aborigines in Städten. Viele werden kriminell. Nur wenige schaffen es auf Universitäten. Für mich nicht nur eine gestohlene, sondern auch eine verlorene und beraubte Generation. Die Kultur der Aborigines ist die älteste noch existierende Kultur der Menschheit.
Seit 60.000 Jahren bewohnen sie den Kontinent. Und in den letzten 100 bis 200 Jahren haben ihnen die Weißen ihre gesamte Lebensgrundlage genommen. Diese rasante Kulturtransformation ist noch immer in ihrem Anfangsstadium. Das Geringste was wir tun können, ist ihnen Respekt zu erweisen.
Nach einer aufklärenden Führung fahren wir zurück ins Ayers Rock-Resort, um eine Aufführung der Aborigines-Kultur zu sehen. Auch ich versuche den Emu-Tanz.
1 Stunde lang erklärt uns ein Ranger, wie die Ureinwohner ihren Bumerang benutzten, um Kängurus zu erlegen, welche Heilkräuter sie in der Wüste verwendeten, etc. Das Buschwissen der Aborigines ist immens.
Am Nachmittag fahren wir 51km weiter zum eher unbekannten Kata Tjuta-Nationalpark („die Olgas“). Die Berginseln sind zur selben Zeit und unter den gleichen Umständen wie Uluru gebildet worden.
Wow! Ich finde das sowas von beeindruckend. Eine Gruppe von 36 Bergen – mitten in der Ebene. Kata Tjuta steht für „viele Köpfe“. Passende Beschreibung.
Wir machen eine kleine Wanderung zum „Tal der Winde“. Zum Schutz der Touristen wird dieser Trek ab 36°C gesperrt. Welch ein Glück: Heute hat es nur 35°C.
Hier noch etwas Videomaterial von unterwegs:
15/10/2014…
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