Wer im Sommer durch Afghanistan reist, wird sich in Yakavlang auf 2.700 Metern an der frischen Luft erfreuen.
2001 wurde Yakavlang mit einst 60.000 Menschen von den Taliban komplett zerstört.
Brauchte man einst noch 4 Stunden von Bamiyan nach Yakavlang, gibt es seit 2012 eine Straße, auf der man es in 80 Minuten schafft.
Landschaftlich ist die kurze Autofahrt phänomenal.
Die genetische Zusammensetzung der türkischen Volksgruppe der Hazaras ähnelt der der usbekischen, mongolischen, kasachischen, kirgisischen und uigurischen Bevölkerung.
Die ethnische Zusammensetzung in Zentralasien ist für mich hochspannend:
Warum Yakavlang? Ich vermute hier einen wunderschönen Canyon, den niemand kennt, der nirgendwo beschrieben ist.
Soweit ich weiß, hat der Canyon auch keinen Namen. Bei meinen Freunden muss ich Überzeugungsarbeit leisten, ins Ungewisse zu gehen.
Alle Afghanen, die ich befragt habe – selbst die viel gereisten – kannten diesen Ort nicht.
Nach wenigen Metern reicht’s mir mit der langen Robe: ich ziehe mich aus.
Die Taliban würden mir das verbieten. Aber soll doch mal einer hierher kommen: aus Sicherheitsgründen macht das Sinn. Oberkörper frei in Afghanistan – was für eine Befreiung!
Nach 30min dachten wir bei dieser Klamm: das war’s. Aber man kann ja vielleicht hindurch gehen. Wir versuchen es 🙂
Die Wassertemperatur schießt mir Adrenalin in die Venen. Die Füße stechen vor Kälte. Aber wir passieren diese enge Felspassage 🙂
Wir haben überhaupt keine Ahnung zum Routenverlauf. Aber wir haben 5 Sinne. Und ein Gehirn. Diese 6 Werkzeuge kann man durchaus nutzen…
Ich fühle mich wie ein Kind: hinter jeder Ecke was atemberaubend Neues 🙂
Nach 1h dachte ich mir: Wow! Wir haben die gewaltige Schönheit der Natur präsentiert bekommen. Wir können umkehren… Aber… man könnte ja noch weiter gehen 😀
Immer wieder machen wir Pausen, setzen uns hin. Sprachlos starren wir die geheimnisvolle Kulisse an.
In den Canyon gingen wir nicht geradewegs, sondern bogen mal links, mal rechts ab. Und kletterten hinauf.
Bei einem Wasserfall machen wir Halt, bevor wir umkehren wollen. Dann dachten wir: den Wasserfall könnte man eigentlich überwinden 😀
Wow! Dieses Glück, noch tiefer ins Herz des Canyon einzudringen. Was für eine Expedition!
Niemand von uns spricht. Ungläubig bestaunen wir das Ambiente. Nur manchmal ertönt ein Glücksschrei aus unseren Hälsen 🙂
An diesem Wasserfall ist wirklich Endstation. Hier hätte man technische Ausrüstung benötigt.
Retour? Nein 😀 Wir versuchen auf das Canyon-Plateau aufzusteigen und ein anderes Nebental zu durchschreiten. Ein Loop, quasi. Ohne zu wissen, ob das klappt. Abenteuer, Neugier, Freude, 5 Sinne, Instinkt, kritischer Verstand = Reisen mit Michi 😀
Nach einigen Ausrutschern auf Kieselsteinen schaffen wir es steil hinauf. Die Ankunft oben werde ich nie vergessen: von dieser Schönheit hätten wir nicht einmal zu träumen gewagt…
Diesen Canyon kennt niemand. Hier kommt niemand her. Was für ein Naturschatz!
Mit einem Grinsen gehen wir auf den Felsklippen weiter. Die Überraschungen hören nicht auf:
Nicht zu fassen! Die lokalen Bauern haben hoch oben auf den Felsklippen (!) tatsächlich einen Wasserkanal gebaut. So können sie auch in Dürrezeiten in der kargen Steppenlandschaft an Gebirgswasser kommen…
Apropos 5 Sinne: Man riecht hier auch noch Zeug, das man sonst nicht riecht 😉
5 Stunden waren wir unterwegs, ohne Route & Topographie zu kennen. Ohne GPS-Signal & Karte. Als wir hier ankommen, wissen wir, dass wir wieder sicher absteigen können…
Wie Bauern ihren Wasserkanal nutzen:
Nach dieser 5h-Tour war das eiskalte Wasser beim Baden nicht mehr kalt 🙂
31/07/2024
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